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Planetary Forest: Bringt den Wald in den Garten


Durch den Einfluss des Klimawandels kam es in den letzten Jahren zu wiederholten Dürreereignissen, was zu zahlreichem Absterben von Bäumen durch Trockenstress führte. Auch wurden die Bäume dadurch empfindlicher gegenüber Schädlingen wie beispielsweise dem Borkenkäfer. Weitflächiges Waldsterben ist in ganz Deutschland zu beobachten, so auch im Stadtwald Rosbach vor der Höhe im Naturpark Hochtaunus, gelegen vor den Toren der Stadt Frankfurt am Main. Um auf die menschgemachte Umweltkrise und deren regional spürbaren Konsequenzen aufmerksam zu machen, nimmt das partizipative Kunstwerk Planetary Forest: Bringt den Wald in den Garten, das im Botanischen Garten Gießen und dem Neuen Kunstverein Gießen e.V. gezeigt wird, Bezug auf die Probleme im heimischen Wald und im planetaren Kontext.

Das Projekt von Dr. Claudia Hartl, Mathias Kessler und Clemens Finkelstein, Fellows am Panel on Planetary Thinking der Justus-Liebig-Universität Gießen, setzt sich aus einer »wachsenden« Ausstellung, einem Workshop und einer sozialen Skulptur zusammen.

Am 18. Juni (18.00-21.00 Uhr) eröffnet die Ausstellung im Kunstverein Gießen e.V. und begleitet künstlerisch-wissenschaftlich die soziale Skulptur Bringt den Wald in den Garten. Während der dreiwöchigen Laufzeit ist die vorbereitende Forschung zu planetaren Materialien der Fellows zu sehen und wächst über den Zeitraum stetig an. Auch außerhalb der Öffnungszeiten können Besucherinnen und Besucher die Ausstellung durch die Schaufenster des Kunstvereins betrachten.

Am 23. Juni werden Interessierte (eine Anmeldung ist unter panel@planet.uni-giessen.de möglich) dazu eingeladen, am Workshop im Rosbacher Stadtwald teilzunehmen.
Hier wird ein „Walkabout“ stattfinden, bei dem die reichhaltige Geschichte des Waldes, die sich von den Römern über die Gebrüder Grimm bis zur US-amerikanischen Besatzung erstreckt, aufgearbeitet wird. Zudem werden die Jahrringe der Bäume genutzt, um deren Geschichten zu erzählen. Dabei werden die Entwicklung des Klimas in der Region sowie die resultierenden aktuellen Absterbe-Prozesse der Wälder genauer thematisiert. Bei einer durch die Trockenheit der letzten Jahre entstandenen Störungsfläche angekommen, werden zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Waldboden und Totholz gesammelt.

Aus diesem organischen Material wird am 24. Juni im Botanischen Garten gemeinsam eine lebende Skulptur geschaffen. Totholz und Waldboden, der verschiedene regionale Pflanzensamen birgt, werden über einen mehrjährigen Zeitraum sich selbst überlassen. Hier stehen sie den Neophyten, die im Botanischen Garten seit Jahrhunderten gepflanzt und gepflegt wurden, gegenüber. Erst der Prozess der natürlichen Sukzession wird zeigen, was sich aus dem Waldboden entwickelt und wachsen wird — ob eine Vermengung des “natürlichen Waldes” und des artifiziellen Raumes stattfinden wird.

Am 2. Juli wird im Zuge einer Finissage im Neuen Kunstverein Gießen e.V. die fertige Ausstellung präsentiert.

Das Projekt wird ermöglicht durch das Panel on Planetary Thinking der Justus-Liebig-Universität Gießen und der freundlichen Unterstützung des Botanischen Garten Gießen, des Neuen Kunstverein Gießen e.V. und der Stadt Rosbach vor der Höhe.

Dr. Claudia Hartl ist eine enthusiastische Dendrochronologin, Geografin und Ökologin mit einem starken Hintergrund in Klimatologie. Dr. Hartl ist Gründerin der Forschungseinheit »Nature Rings – Environmental Research & Education«. Derzeit erforscht sie die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit seit 2018, die zu zahlreichen Baumsterben geführt hat und immer noch führt.

Mathias Kessler ist ein in New York City arbeitender österreichischer Fotograf und Künstler. Seine Kunstwerke beschäftigen sich mit dem Konzept der Natur, das er durch das Staging von Landschaften künstlerisch umsetzt. Dabei überwindet er die Grenzen der Fotografie und erschafft Installationen, die den Betrachter einbinden und in das Zentrum des künstlichen Naturbildes stellen.

Clemens Finkelstein ist Doktorand an der Princeton University, wo seine Dissertation »Architectures of Vibration: Environmental Control, Seismic Technology and the Frequency of Life« die komplexe Beziehung der modernen Architektur zur Phänomenotechnik der Vibration untersucht. Seine Forschung beschäftigt sich mit der gebauten Umwelt an der Schnittstelle von Kunst- und Architekturgeschichte sowie Technologie- und Wissenschaftsgeschichte.

Programm:                                       

18. Juni - 2. Juli | »wachsende« Ausstellung @ Neuer Kunstverein Gießen e.V.              
Eine über drei Wochen anwachsende Ausstellung dokumentiert die Vorbereitung, die Ausführung und das projizierte Nachleben des »Planetary Forest« live.                         

23. Juni | 9 - 17 Uhr | Performative Aktion @ Stadtwald Rosbach v. d. H.
Erzählerischer Walkabout durch den Rosbacher Stadtwald, der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Anmeldung via E-mail) mit allen Sinnen in die Komplexität des Waldes einführt. Anschließend gemeinsames Sammeln von Waldmaterial für die Skulptur.                                  

24. Juni | 12 - 17 Uhr | Kunstinstallation @ Botanischer Garten Gießen

24. Juni | 17 - 19 Uhr | Feierliche Eröffnung @ Botanischer Garten Gießen
Bau der Wald-Skulptur im Botanischen Garten, gemeinsam mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer der performativen Exkursion im Stadtwald Rosbach v. d. H.
[Botanischer Garten, Senckenbergstraße 6, 35390 Gießen]                                                          

25. Juni | 13 - 15 Uhr | Führung @ Botanischer Garten Gießen

25. Juni | 15 Uhr | Ausstellungseröffnung @ Neuer Kunstverein Gießen e.V.
Führung und Vorstellung der Skulptur »Planetary Forest« im Botanischen Garten und anschließende Eröffnung der begleitenden Ausstellung im Neuen Kunstverein Gießen e.V. [Licherstraße, Nahrungsberg Ecke, 35394 Gießen]