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„Wir müssen uns nur trauen“


Aber er machte auch Hoffnung, zeigte auf, dass die Menschen es noch schaffen können, „wenn wir es jetzt angehen“. Er appellierte: „Wir haben so viele Möglichkeiten, etwas zu verändern. So könnten wir etwa aus erneuerbaren Energien genügend Energie für unser Leben gewinnen. Wir müssen uns nur trauen“, rief er den Menschen im Saal und vor den Bildschirmen zu, die der Veranstaltung per Livestream zugeschaltet waren. Aber auch von der Politik forderte er nachhaltigere gesetzliche Leitplanken, wie z. B. ein Tempolimit auf Autobahnen.

Doch wo fangen wir an? Antworten will die Initiative „Wetterau macht’s effizient“ liefern. Vor drei Jahren gegründet, unterstützt sie Unternehmen und Kommunen dabei, Energie-Einsparpotenziale zu erkennen und durch gezielte Schritte umzusetzen. Eine erste Anlaufstelle im Kreis ist dabei die wfg, so Geschäftsführer Klaus Karger. „Unser zentrales Anliegen als Wirtschaftsförderung ist es, Impulse zu setzen, damit wir uns als Wirtschafts- und Wohnstandort möglichst nachhaltig entwickeln.“ Das niedrigschwellige, lokale Angebot soll es zudem leicht machen, ins Thema einzusteigen. Dazu bietet die Initiative den Unternehmen ein kostenfreies Erstgespräch mit einem zertifizierten Energieberater an, auf Wunsch auch gerne Vor-Ort. Bei Bedarf stellt die wfg sodann die weiteren Kontakte zu den Kooperationspartnern OVAG, Sparkasse Oberhessen, Volksbanken-Verbund, Technische Hochschule Mittelhessen und Industrie- und Handelskammer her. Konkret bieten sie: Energieberatung und -effizienzanalyse, sie erstellen Energiekonzepte und setzen diese um. Außerdem unterstützen sie bei Finanzierungs- und Förderanträgen. Wie Karger aufzeigt, können mithilfe gezielter Maßnahmen bis zu 70 Prozent des Energieverbrauchs etwa für Beleuchtung oder IT-Systeme gespart werden, jeweils 30 Prozent bei der Wärmeversorgung oder bei Kälte- und Kühlwasseranlagen. Zum Einstieg in das Thema empfiehlt sich oft eine detaillierte Energieberatung, die die aktuellen Energieverbräuche erfasst sowie analysiert und darauf aufbauend konkrete Maßnahmen für mehr Energieeffizienz ausweist. Für derartige Energieberatungen übernehme der Bund bis zu 80 Prozent der Kosten für kleinere und mittlere Unternehmen, so Karger.

Jürgen Rüdiger ist einer der Unternehmer, der vom geballten Fachwissen der Initiative profitiert hat. Der Schreiner aus Gedern hat sich auf Projekte in der Denkmalpflege spezialisiert. In seinem Betrieb Inovitas sollte die Heizungsanlage erneuert werden, um das Holz möglichst energieeffizient stets bei gleichen Temperaturen lagern zu können. Rüdiger machte es anders als viele seiner Kollegen. „Die gehen zur Bank, holen sich einen Kredit und fangen dann an“, so Rüdiger. Der Wetterauer Handwerker ging nicht zur Bank, sondern kontaktierte Bernd-Uwe Domes von der wfg. Zusammen mit ihm und den beteiligten Fachleuchten wurden die richtigen Schritte eingeleitet, um in den Genuss einer gezielten Förderung zu kommen. „Im Mai oder Juni hatte ich den ersten Termin und am 5. November haben wir die Heizung in Betrieb genommen“, erinnert sich Rüdiger. Und: „Wir haben uns als Handwerksbetrieb so aufgestellt, dass wir in den nächsten 20 Jahren CO2-neutral arbeiten.“

Auch Michael Appel, Geschäftsführer der ETG, Kunststoffhersteller aus Gedern, rief dazu auf, sich beim Kampf durch den Dschungel der Fördermöglichkeiten erfahrene Unterstützung zu holen. Das mittelständische Unternehmen beliefert fast alle großen Autokonzerne unter anderem mit Fußmatten oder Tüllen für die Verkabelung. Sein Betrieb produziert fast ausschließlich in Deutschland. Durch den hohen Kostendruck stand das Thema Energieeffizienz schon früh auf der Agenda. 2014 hat das Unternehmen ein Energiemanagementsystem eingeführt, damit klar war, wofür wie viel Energie verbraucht wird. Im nächsten Schritt sollen Einsparungen realisiert werden, um im dritten Schritt CO2-Neutralität zu erreichen. Denn nicht nur für das eigene Unternehmen sei es wichtig, beim Thema Energie möglichst effizient zu arbeiten. Auch für die Kunden rücke das Thema immer stärker in den Fokus, wie Appel versichert. „Das ist eine Chance für unser Unternehmen“, bekräftigte er. Gleichwohl sei es oft schwierig, die notwendigen Schritte umzusetzen, nicht zuletzt, weil die Arbeit am Konzept außerhalb des Kerngeschäfts liege. „Aber es lohnt sich, nachhaltige Energieprojekte umzusetzen“, so Appel.

Das findet auch die Stadt Rosbach, die ein knapp 50-Punkte-starkes Klimaschutzkonzept vorgelegt und zum Teil auch schon erfüllt hat. Nils Altvater, bei der Stadt für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Klimaschutzstrategie zuständig, stellte einige Punkte vor. Die strategisch günstig an der A5 gelegene Kommune spürt den Entwicklungsdruck aus der Metropole Frankfurt sehr genau. Im geplanten Gewerbegebiet sei eine Fläche von 100.000 Quadratmetern ausgewiesen. „Wir haben aber eine Nachfrage von knapp 500.000 Quadratmetern“, so Altvater. Dennoch wolle man nicht wild wachsen, habe einen Kriterienkatalog zur strukturierten Vergabe der Flächen aufgesetzt, der auch das Thema Nachhaltigkeit nicht ausspare. Zum Klimaschutzkonzept gehört unter anderem, dass die Gemeinde die Energieversorgung der eigenen Liegenschaften klimaneutral gestaltet hat. Zudem fördert die Kommune die Installation von Photovoltaikanlagen auf Balkonen. 200 Euro bekommen Rosbacher, wenn sie ein solches Projekt starten. Auch wird der Ausbau von Ladeinfrastruktur im Bereich E-Mobilität im gesamten Stadtgebiet angestrebt.

Wenn die versammelten Erwachsenen jetzt noch eines Hinweises bedurften, warum ihnen das Thema Nachhaltigkeit wichtig sein sollte, dann war es der Auftritt der zwölf Jahre jungen Greta Fulle. Die Schülerin hat den Jugend-Nachhaltigkeitswettbewerb der Stadt Rosbach für sich entschieden. Bürgermeister Steffen Maar überreichte ihr den Gewinn, ein kleines Geldgeschenk. Greta stellt die Intention ihrer Teilnahme klar: „Ich möchte erreichen, dass sich mehr Menschen für die Umwelt interessieren und die Welt wieder grüner machen, indem sie Wasser sparen, elektrische Geräte abschalten, mehr Fahrrad oder Bahn fahren, weniger Fleisch essen und weniger neue Kleidung kaufen.“ Die Stadt Rosbach v.d. Höhe setzt sich als Klimakommune aktiv für den Klimaschutz ein. Der Klimawandel betrifft uns alle. Dementsprechend möchten wir allen Bevölkerungsgruppen ermöglichen, sich zu engagieren. Der Wettbewerb als Maßnahme unseres umfänglichen Klimaschutzkonzepts bot jungen Menschen eine Chance, Ideen zur nachhaltigen Gestaltung der Stadt Rosbach v.d. Höhe zu entwickeln und damit aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dies hat Greta mit ihrem Beitrag wunderbar umgesetzt. Ich gratuliere ihr herzlich zum Gewinn unseres Wettbewerbs“, so Bürgermeister Steffen Maar.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist über den YouTube-Kanal der Stadt Rosbach v.d. Höhe abrufbar.