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Vier neue Folgen von BrainGym: "Fitness fürs Gehirn"

Interview mit Michaela Baumann

Kulturbüro: Warum unterrichten Sie ältere Menschen in Brain Gym / Fitness für´s Gehirn?

Frau Baumann: Brain Gym ist bekannt aus dem pädagogischen Bereich, um die Gehirnfunktion und die Lernfähigkeit von Kindern und Erwachsenen zu unterstützen

Jedoch ist bei den meisten älteren Menschen dieses Training völlig unbekannt. Dabei ist es besonders für diese Gruppe eine ideale Möglichkeit, das Gehirn zu aktivieren, denn man kann die Übungen leicht in den Alltag einbauen und benötigt keine Hilfsmittel.

Mein Ziel ist es, ihnen dieses Training vorzustellen und an die Hand zu geben, damit sie es in ihren Alltag einbauen können.

Und: Die Arbeit mit Menschen im reiferen Alter macht mir Freude. Die Kursteilnehmer sind sehr interessiert und es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Es gibt viel Input aus der Gruppe zu den angesprochenen Themen, was alle Teilnehmer bereichert.

Kulturbüro: Kann Brain Gym die individuelle geistige Fitness wirklich beeinflussen?

Frau Baumann: Ja! Unsere Gehirnzellen müssen genutzt werden, damit sie aktiv bleiben. Über die Bewegung können wir sie ansteuern und durch das Aktivieren des Zusammenspiels von linker und rechter Gehirnhälfte, die jeweils für unterschiedliche Bereiche unseres Körpers und für unterschiedliche geistige Fähigkeiten zuständig sind, ausbauen.

Kulturbüro: Ist Brain Gym nur etwas für Senioren, die bereits erste Anzeichen einer Demenz bemerken oder kann ich hier vorbeugen?

Frau Baumann: So wie es für Kinder gilt, dass das Gehirn zum Lernen und für den Ausbau der geistigen Fähigkeiten aktiviert werden muss, gilt dies auch für Erwachsene.

Mit zunehmendem Alter sinken häufig die Anforderungen an unsere „graue Zellen“ und wenn wir sie nicht benutzen bzw. nicht aktivieren, verkümmern sie.

Studien zeigen, dass das Risiko an Demenz/Alzheimer zu erkranken, sinkt wenn sich Menschen

·  regelmäßig bewegen

·  geistig fit halten

·  gesellig sind.

Brain Gym ist geeignet für jeden, der seine grauen Zellen auf Trab halten möchte.

Es nützt Schülern beim Lernen, Berufstätigen und älteren Menschen.

Kulturbüro: Warum beeinflusst Brain Gym die geistige Fitness? Wie muss man sich das vorstellen?

Frau Baumann: Jeder Mensch hat zwei Gehirnhälften, eine linke und eine rechte. Jeder Teil hat einen anderen Schwerpunkt in der Verarbeitung von Information. Wir benötigen jedoch beide Teile, denn wir führen komplexe Denkvorgänge aus und auch komplexe Bewegungsabläufe. Dafür müssen beide Gehirnhälften gut zusammenarbeiten. Über Bewegung kann man das Zusammenspiel der beiden Hälften anregen.

Sind die Nervenzellen im Gehirn gut vernetzt und aktiv, verfügen wir über eine gute Konzentration, logisches Denken und auch das Koordinieren von Bewegungsabläufen fällt uns leicht, wie z.B. Fahrradfahren.

Beim Brain Gym bewegen wir uns, wir Aktivieren über Arme, Beine und die Augen das Gehirn. Man kann im Sitzen, im Stehen und auch im Gehen üben. Viele Übungen können wir auch mit Singen und Rechnen kombinieren, was eine zusätzliche Anforderung darstellt.

Die Übungen sind unkompliziert und leicht auszuführen. Man benötigt weder besondere Kleidung noch Hilfsmittel. Es ist möglich, auch im Sitzen zu üben, falls jemandem Stehen oder Laufen schwerfällt.

Regelmäßiges Üben ist empfohlen, aber hierfür werden nur kleine Zeiteinheiten benötigt. Immer mal wieder 5 oder 10 Minuten am Tag haben einen Effekt.

Kulturbüro: Reicht es denn nicht, wenn ich täglich Kreuzworträtsel löse?

Frau Baumann: Mit der Lösung von Kreuzworträtsel, Quiz oder Sudoku wird altes Wissen abgefragt und ist damit kein sehr wirksames Gehirntraining. Fernsehen gilt ebenfalls nicht als geistige Aktivität, weil man dabei eher passiv ist.

Man kann das Gehirn mit anderen Tätigkeiten aktivieren, wie z.B. Kopfrechnen, Singen und Musizieren, Tanzen, Knobeln oder Lesen und durch Sport und Bewegung.

Auch der Austausch und die Begegnung mit anderen stärkt unser Gehirn.

Kulturbüro: Wie wichtig ist es, die erlernten Übungen in den täglichen Alltag einzubauen?

Frau Baumann: Die Übungen sind sehr einfach im Alltag auszuführen. Man kann zuhause üben, aber auch draußen an der Luft, bei einem Spaziergang. Es werden keine Hilfsmittel benötigt.

Es ist wichtig, das Gehirn immer wieder zu aktivieren. Eine längere Übungsdauer ist nicht unbedingt notwendig. Immer mal wieder über den Tag verteilt 5 bis 10 Minuten Übungen machen ist sehr gut. Je öfter desto besser.

Die Kursteilnehmer erhalten ein Skript von mir, das ein Kurzprogramm zum Üben für daheim enthält. Darin sind alle wichtigen Übungen beschrieben.

Kulturbüro: In unserer heutigen Zeit gibt es sehr viele Menschen, die einsam sind oder nicht täglich Kontakt zu ihren Mitmenschen haben … Stichwort Vereinsamung: Welche Rolle spielt das Miteinander?

Frau Baumann: Einsamkeit im Alter und depressive Verstimmungen haben Einfluss sowohl auf die seelische als auch auf die körperliche Gesundheit. Regelmäßiger Austausch mit anderen ist nicht nur gut gegen Vereinsamung, sondern hilft auch, im Kopf fit zu bleiben. Denn bei sozialen Kontakten ist unser Gehirn vielfach gefordert. Der Austausch und das Miteinander mit anderen aktivieren die Nervenzellen des Gehirns.

Kulturbüro: Am Abschluss Ihrer Kurse unterhalten Sie sich oft noch lange mit den Teilnehmern. Welche positiven Erfahrungen nehmen die Teilnehmer mit aus Ihrem Kurs?

Frau Baumann: Die Teilnehmer sind motiviert, die neuen Übungen in ihren Alltag einzubauen. Viele sind erstaunt darüber, welchen positiven Einfluss Bewegung auf das Gehirn haben kann und freuen sich darüber, eine neue Erfahrung für sich mitzunehmen.

Kulturbüro: Vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch.