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Gelungene Lesung mit Hubertus Meyer-Burckhardt über „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“


Genau drei Jahre ist es her, als er erfuhr, dass bei ihm im Rahmen einer Routineuntersuchung zwei Karzinome festgestellt wurden. Diese knallharte Krebs-Diagnose erhielt er auf der Taxifahrt zur Beerdigung einer Freundin seiner Frau, die an diesem Tag auch noch selbst Geburtstag hatte. Ein Tag zwischen Freud und Leid.
Schnell besann er sich nach der schlechten Nachricht und fasste noch während der Trauerfeier neuen Mut. „Als ich in der Kirche saß und das Herbstlicht durch die Fenster gedrungen ist, habe ich mir gesagt: So, Hubertus, jetzt fängst du an und nimmst den Kampf auf. Schließlich ist es erst einmal nur eine Diagnose. Da wollen wir doch mal sehen, wie ich damit umgehe.“

Seine Situation hat er zum Anlass genommen, dieses Buch zu schreiben. Doch nicht nur der Krebs wird dort thematisiert. Schonungslos und mit viel Selbstironie berichtet er über sein Leben, hauptsächlich aber über seine Kindheit in Kassel, den Rauswurf seines alkoholkranken Vaters aus der elterlichen Wohnung, seine Krankheit, die eigene Endlichkeit und die Einschätzung zur Zeit. Hubertus Meyer-Burckhardt gab auf Anraten seiner Frau den beiden Karzinomen Namen. Er entschied sich für Kafka und Shaw nach seinen beiden Lieblingsautoren Franz Kafka und Bernhard Shaw. „Man muss seinen Gegnern Namen geben, sonst kann man sie nicht bekämpfen.“
Seine Sicht auf das Leben habe sich in den vergangenen Monaten verändert. Er lebe nun bewusster und sei für viele Dinge dankbarer. „In diesem Sinne ist so eine Krebsdiagnose gar nicht so schlecht. Sie erzieht einen zum Glücklichsein.“

Hubertus Meyer-Burckhardt erzählte, dass er früher alles akribisch plante, nichts dem Zufall überließ, ständig erreichbar war und die Zeit irgendwie nie reichte. Heute sei er gelassener und aufmerksamer, schätze die wertvolle Zeit und das Hier und Jetzt. Angst vor dem Tod habe er nicht, sondern einen unbändigen Willen, die verbleibende Zeit bewusst und sinnvoll zu gestalten. „Ich habe Angst, nicht mehr leben zu können. Ich bin in diese Welt verliebt. Ich bin unglaublich dankbar, sie so beleben zu können, wie sie ist, mit meiner Frau, mit meiner Familie in Europa und zu Friedenszeiten.“ Er sei fest entschlossen, den Krebs zu besiegen.

Hubertus Meyer-Burckhardt verzauberte das Publikum mit seinem Charme und Humor. Nach etwa eineinhalb Stunden wurde er mit großem Applaus verabschiedet.
„Ich bin froh, dass mir von der Stadt Rosbach nochmal die Möglichkeit gegeben wurde, mein Buch zu präsentieren. Das ist in der Corona-Pandemie nicht selbstverständlich. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Wir müssen nun zusammenhalten, dann werden wir auch diese Zeit meistern.“

Um diese Lesung in der sich verschärfenden Corona-Situation möglich zu machen, wurde das bestehende Sicherheits- und Hygienekonzept der Stadtverwaltung im Vorfeld noch einmal den Umständen entsprechend angepasst. Die Zahl der Besucher wurde begrenzt und auch auf den Sitzplätzen bestand Maskenpflicht. „Wir möchten, dass Sie gerade in dieser schwierigen Phase der Pandemie noch einmal unbeschwert diese Lesung genießen können. Es wird höchstwahrscheinlich die letzte Veranstaltung in diesem Jahr sein“, so Bürgermeister Steffen Maar.